Bühlhof
Der Bühlhof bis zum 19. Jahrhundert
Auf einer leichten Anhöhe am südöstlichen Dorfrand von Oberschöllenbach gelegen, erstreckt sich ein ehemaliger Bauernhof, der bei den rund 912 Einwohnern des Ortes Oberschöllenbach (Stand: 01.01.2019) auch als „Bühlhof“ bekannt ist. Die Geschichte des Gutes reicht dabei bis ins Jahr 1565 zurück. Als erster Besitzer des Grundstückes wird ein Hans Beck urkundlich erwähnt. Über die weitere Geschichte des ehemaligen Bauernhofes ist in den darauffolgenden zwei Jahrzehnte leider nichts bekannt. Die Aufzeichnungen beginnen erst wieder 1778. In diesem Jahr erbte der Bauer Sebastian Beck (6.Generation) von seinem Vater Johann David neben ein paar Ochsen und drei jungen Pferde das zum damaligen Zeitpunkt größte landwirtschaftliche Anwesen von Oberschöllenbach, das den für damalige Verhältnisse stattlichen Grundbesitz von mehr als 33 Hektar besaß. Sechs Jahre nach der Übernahme des Gutes von seinem Vater ließ Sebastian Beck das vermutlich noch aus dem 15.Jahrhundert stammende Wohnhaus abreißen und an dessen Stelle einen neuen Fachwerkbau mit Stallung errichten. Insgesamt umfasste der Bühlhof im Jahr 1811 ein Wohnhaus, das aus einem eingeschossigen Fachwerkbau mit vier Dachgeschossen bestand, zwei Scheunen, einen Backofen, einen Schweinestall und einem Nebenhaus.
Aufteilung des Gutes
Einen großen Einschnitt in der Geschichte des Bühlhofes stellte dann der Tod von Sebastian Beck dar. Seine Witwe Barbara Beck teilte den Hof nämlich in mehrere verschiedene Grundstücke auf und ließ im Norden ein so genanntes „Trüpfhaus“ (kleines Haus, bei dem das Grundstück nicht weiter reichte, als die vom Dach herabfallenden Wassertropfen fielen) sowie ein Wohnhaus erbauen. Letzteres sollte in der Folgezeit schließlich einerseits von Heinrich Beck, dem Sohn von Sebastian Beck bewohnt (westlicher Teil) werden und anderseits ein Zuhause für Heinrich Wölfel, den Schwiegersohn von Sebastian Beck, bieten (östlicher Teil). Während der ehemalige, viele Jahre unbewohnte Besitzanteil von Wölfel bis heute noch weitgehend sein ursprüngliches Aussehen bewahrt hat, wurde die westliche Hälfte im Jahr 1842 mit Sandsteinquaderblöcken zu Wohnzwecken massiv umgebaut. Noch heute kann man an der Giebelseite des Hauses ein „Zeugnis“ dieser umfassenden Umbaumaßnahmen erkennen. Denn sein damaliger Besitzer hatte seine Initialen sowie das Jahr des Umbaus dort in Form von „H B 1842“ verewigt. Auch von den Bewohnern der östlichen Haushälfte lässt sich eine Anekdote berichten. So soll die Familie Zeitler, die vorletzten Besitzer und eine Nachfahre der Familie Wölfel, sich im ersten Stock des Hauses in einem großen Zimmer Hühner gehalten haben.
Der 12.Juni 1952 sollte dann einen weiteren bedeutenden Tag in der Geschichte des ehemaligen Bauernhofs darstellen. Anlässlich des langen Besitzes (seit über 400 Jahren!) im Geschlecht der Familie Beck wurde der Hof in den Altbesitz-Matrikel des Bayerischen Bauernstandes eingetragen. Die nebenstehende Abbildung der Urkunde als Beweis der Ernennung zeigt die einzelnen Besitzer des landwirtschaftlichen Anwesens.
Wiedervereinigung und Gegenwart
Im Jahr 1967 wurde der Bühlhof schließlich wiedervereint, als der damalige Besitzer der westlichen Hälfte, Johan Pech den Ostteil vom damaligen Besitzer Zeitler käuflich erwarb.
2001 übernahm dann mit Anton Pech die 12.Generation der Familie Beck den Hof und weckte den Bühlhof gewissermaßen wieder aus seinem langjährigen Dornröschenschlaf, indem im Jahr 2014 ein Offenstall errichtet und diese mitsamt einer riesigen Auslauffläche für Pferde an Selbstversorger verpachtet wurde. Im Jahr 2016/2017 erfolgte dann der nächste Schritt zur Wiederbelebung des ehemaligen Bauernhofs, allerdings in einer anderen Funktion. So wurde der ehemalige Schweinestall im Nebengebäude grundlegend renoviert und zu einem „Reiterstübla“ umgebaut und wird seitdem vor allem für Familienfeiern und Veranstaltungen für Kleingruppen genutzt. Ab dem 01.03.2020 soll nun auch eine breitere Öffentlichkeit in den Genuss der Räumlichkeit kommen. Ab dann soll nunmehr ein Café eröffnet werden: Das Café „Reiterstübla“.